Bagger knabbert am Walziger Wehr
Bald freie Fahrt für Paddler:
Im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung haben nun die Arbeiten
am Walziger Wehr begonnen. Das über einhundert Jahre alte Wehr aus
Holz, Beton und Stahl wird zurückgebaut – denn nach einer Verordnung
des Umweltministeriums soll die Durchgängigkeit sächsischer Gewässer
wieder hergestellt werden.

Foto: Frank Schmidt
Vom Neumühlenwehr ist schon nichts mehr zu sehen
Abriss fast abgeschlossen
Freistaat will Durchlässigkeit sächsischer
Flüsse erhöhen
Weniger Aufwand für Wasserwanderer
Grimma. Manchmal sind Baufirmen richtig schnell. Derzeit zu erleben
am Neumühlenwehr am Unterlauf der Mulde in Grimma. Das gibt es nämlich
schon gar nicht mehr. Und dabei hat die Landestalsperrenverwaltung (LTV)
den Rückbau dieses Wehres bis „voraussichtlich Januar 2009“ vorgesehen.
Doch die Arbeiten nähern sich schon jetzt dem Ende. Lediglich zwei
Bagger im Wasser und eine einzige Ufermauer erinnern noch daran, dass hier
mal etwas im Fluss stand. Das eigentliche Wehr aus Beton hat der Abrisstrupp
der Firma Johann Wacht aus Falkenberg/Elster tatsächlich schon komplett
aus dem Wasser geholt. Einschließlich eines oberhalb gelegenen aus
Wasserbausteinen geschütteten so genannten Schleifwehres. Dessen Abrissmaterial
verteilen die beiden Bagger jetzt im Fluss, um dessen Sohle damit zu glätten.
Denn dort, wo sich das Wehr befand, hatte die Strömung unterschiedliche
Tiefen ausgespült. Am östlichen Ufer ragt statt der Ufermauer
schon eine neue Böschung aus Wasserbausteinen aus dem Wasser.
Der Abriss des Neumühlenwehres folgt genauso wie der Rückbau
des Staus bei Nitzschka (die LVZ berichtete) einem
Programm des Freistaates Sachsen, das den Titel trägt: Wiederherstellung
der Durchgängigkeit der sächsischen Fließgewässer.
Es geht dabei vor allem um einen barrierefreien Weg für Fische. Die
dürften gerade hier allerdings auch schon bisher nahezu ungehindert
flussauf und flussab geschwommen sein, denn das Wehr hatte seit Jahren
einen großen Riss. Der war, weiß der ehemalige Flussmeister
Siegfried Nowak, 1954 beim damaligen Hochwasser entstanden. Hochwasser
und Eisgänge vergrößerten das Loch mit den Jahren.
Das Wehr wurde nie wieder aufgebaut und es verfiel immer weiter.
In die Gebäude der Neumühle zog 1968 die Flussmeisterei ein.
Sie blieb dort bis 2004, als der neue Betriebshof in Trebsen eröffnet
wurde. Siegfried Nowak sieht den jetzigen Abriss des Wehres zwiespältig.
„Die Fische haben den Vorzug vor der Energiegewinnung bekommen“, sagt er.
Dabei habe es in den vergangenen Jahren durchaus auch Ideen gegeben, der
Freistaat als Eigentümer könnte das Wehr wieder aufbauen und
selbst Elektroenergie erzeugen. Mit Hochwassergefahren hat der Rückbau
offenbar nichts zu tun. Jedenfalls sagt Heinz Kaiser, der bei der LTV für
den Bau der Hochwasserschutzmauer in Grimma verantwortlich ist, das Neumühlenwehr
habe für Grimma keine Bedeutung.
Neben den Fischen werden auch die Wasserwanderer von der neuen Durchlässigkeit
profitieren. Die mussten hier bislang aussteigen und ihre Boote ein Stück
tragen. Das bleibt ihnen ab der nächsten Saison erspart. Allerdings,
vermutet Nowak, werden Paddler bei Niedrigwasser ihre Boote ein Stück
ziehen müssen.
André Neumann
Neumühlenwehr ist weg: Die Bagger im Wasser glätten nur noch den Flussboden. Die Mauer im Vordergrund wird noch abgerissen.

Foto: André Neumann
Historie
Das Wasserkraftwerk Neumühle konnte 1933 mit dem 93,5 Meter
langen Wehr mit 1,10 Meter Wasser-Fallhöhe und drei Turbinen bis zu
370 PS elektrische Leistung erzeugen.