LVZ Berichte vom 22. und 25. Oktober 2008

Bagger knabbert am Walziger Wehr

Bald freie Fahrt für Paddler:
Im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung haben nun die Arbeiten am Walziger Wehr begonnen. Das über einhundert Jahre alte Wehr aus Holz, Beton und Stahl wird zurückgebaut – denn nach einer Verordnung des Umweltministeriums soll die Durchgängigkeit sächsischer Gewässer wieder hergestellt werden.


Foto: Frank Schmidt

Vom Neumühlenwehr ist schon nichts mehr zu sehen

Abriss fast abgeschlossen
Freistaat will Durchlässigkeit sächsischer Flüsse erhöhen
Weniger Aufwand für Wasserwanderer



Grimma. Manchmal sind Baufirmen richtig schnell. Derzeit zu erleben am Neumühlenwehr am Unterlauf der Mulde in Grimma. Das gibt es nämlich schon gar nicht mehr. Und dabei hat die Landestalsperrenverwaltung (LTV) den Rückbau dieses Wehres bis „voraussichtlich Januar 2009“ vorgesehen. Doch die Arbeiten nähern sich schon jetzt dem Ende. Lediglich zwei Bagger im Wasser und eine einzige Ufermauer erinnern noch daran, dass hier mal etwas im Fluss stand. Das eigentliche Wehr aus Beton hat der Abrisstrupp der Firma Johann Wacht aus Falkenberg/Elster tatsächlich schon komplett aus dem Wasser geholt. Einschließlich eines oberhalb gelegenen aus Wasserbausteinen geschütteten so genannten Schleifwehres. Dessen Abrissmaterial verteilen die beiden Bagger jetzt im Fluss, um dessen Sohle damit zu glätten. Denn dort, wo sich das Wehr befand, hatte die Strömung unterschiedliche Tiefen ausgespült. Am östlichen Ufer ragt statt der Ufermauer schon eine neue Böschung aus Wasserbausteinen aus dem Wasser.
Der Abriss des Neumühlenwehres folgt genauso wie der Rückbau des Staus bei Nitzschka (die LVZ berichtete) einem Programm des Freistaates Sachsen, das den Titel trägt: Wiederherstellung der Durchgängigkeit der sächsischen Fließgewässer. Es geht dabei vor allem um einen barrierefreien Weg für Fische. Die dürften gerade hier allerdings auch schon bisher nahezu ungehindert flussauf und flussab geschwommen sein, denn das Wehr hatte seit Jahren einen großen Riss. Der war, weiß der ehemalige Flussmeister Siegfried Nowak, 1954 beim damaligen Hochwasser entstanden. Hochwasser und Eisgänge vergrößerten das Loch mit den Jahren.
Das Wehr wurde nie wieder aufgebaut und es verfiel immer weiter. In die Gebäude der Neumühle zog 1968 die Flussmeisterei ein. Sie blieb dort bis 2004, als der neue Betriebshof in Trebsen eröffnet wurde. Siegfried Nowak sieht den jetzigen Abriss des Wehres zwiespältig. „Die Fische haben den Vorzug vor der Energiegewinnung bekommen“, sagt er. Dabei habe es in den vergangenen Jahren durchaus auch Ideen gegeben, der Freistaat als Eigentümer könnte das Wehr wieder aufbauen und selbst Elektroenergie erzeugen. Mit Hochwassergefahren hat der Rückbau offenbar nichts zu tun. Jedenfalls sagt Heinz Kaiser, der bei der LTV für den Bau der Hochwasserschutzmauer in Grimma verantwortlich ist, das Neumühlenwehr habe für Grimma keine Bedeutung.
Neben den Fischen werden auch die Wasserwanderer von der neuen Durchlässigkeit profitieren. Die mussten hier bislang aussteigen und ihre Boote ein Stück tragen. Das bleibt ihnen ab der nächsten Saison erspart. Allerdings, vermutet Nowak, werden Paddler bei Niedrigwasser ihre Boote ein Stück ziehen müssen.
André Neumann

Neumühlenwehr ist weg: Die Bagger im Wasser glätten nur noch den Flussboden. Die Mauer im Vordergrund wird noch abgerissen.

Foto: André Neumann
 

Historie

Das Wasserkraftwerk Neumühle konnte 1933 mit dem 93,5 Meter langen Wehr mit 1,10 Meter Wasser-Fallhöhe und drei Turbinen bis zu 370 PS elektrische Leistung erzeugen.